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"Flugangst? Heute bin ich fast flugsüchtig!"
Flugangst ist weit verbreitet und nach dem jüngsten Concorde-Absturz eher noch im Zunehmen. Béatrice Baumgart sagt, wie sie die Angst loswurde.
Zeitschrift "Schweizer Illustrierte " vom September 2000
Schweizer Illustrierte - 9.2000
Der Julitag war heiss und Béatrice Baumgart, konnte der Verlockung, im Bodensee zu schwimmen, nicht widerstehen. Von Basel aus war das nur ein Katzensprung mit der kleinen fünfplätzigen Cessna. Doch der Flug dauerte nicht lange: Bereits im aargauischen Sisseln setzte der Pilot auf der kurzen Graspiste zu einer Zwischenlandung an. Sie gelang nicht. Er musste das Flugzeug hochziehen, touchierte mehrmals den Boden, dabei zerbarst das Bugrad. Plötzlich realisierten die vier Passagiere im voll getankten Kleinflugzeug, dass sie in Todesgefahr schwebten: "Ich sah nur noch Himmel und Boden, Boden und Himmel und hörte plötzlich einen furchtbaren Krach", erinnert sich die damals 25-jährige Baslerin.


Sieg über tiefsitzende Angst. "Mit der positiven Einstellung hat sich mein ganzes Leben verändert", sagt Béatrice Baumgart.

Und sie erinnert sich auch, dass sie barfuss über ein Stoppelfeld um ihr Leben gerannt ist und auf freiem Feld ihre Mitpassagiere getroffen hat und wie sie alle überglücklich waren, nur mit ein paar Prellungen davongekommen zu sein. Vom Schock sprach damals, vor 36 Jahren, niemand. Doch der sass tief und hat im Lauf der Zeit einer schleichenden Angst Platz gemacht. "Ich hatte immer Angst", sagt Béatrice Baumgart. "Angst um meine Lieben, Angst, es könnte was passieren, Angst vor drohendem 

Verlust, ich lebte mit der Angst." Ein Zustand, der das Selbstwertgefühl der Mutter von zwei Kindern lähmte und der sie in allem, was sie unternehmen wollte, hemmte. Auch körperliche Folgen blieben nicht aus: Béatrice Baumgart hatte Rückenschmerzen und Migräneanfälle, denen kein Arzt beikommen konnte. 

Bis sie sich nach gut zwanzig Jahren aus ihrem Panzer befreite. "Ich habe realisiert, dass ich den Steuerknüppel selbst in die Hand nehmen muss und ich mich und mein Umfeld nicht mehr durch tief sitzende Angst tyrannisieren lassen darf." Mit Büchern über positives Denken hat sich die ehemalige KV-Angestellte auseinander gesetzt, sie hat Kurse über zwischenmenschliches Verhalten besucht und sich mittels psychologischer Fachliteratur weitergebildet. Sie hat ihre Tochter sogar dazu ermuntert, sich als Flight Attendant weiterzubilden, und hat mit ihr zusammen einen schönen Flug in einer kleinen Maschine erlebt. "Das war ein so grossartiges Erlebnis, dass ich mich heute als fast flugsüchtig bezeichne."

Das Flugzeug ist für Béatrice Baumgart mittlerweile ein so normales Fortbewegungsmittel wie Tram oder Velo. Alles andere, meint sie, ist Schicksal. Ihre neu gewonnene Lebensfreude und ihre Kraft möchte sie weitergeben, sie würde gern Mitmenschen motivieren, ihnen die Angst nehmen und ihnen positive Lebenseinstellung vermitteln. Sie macht kein Hehl daraus, dass sie kein psychologisches Studium und keine Diplome hat. Dafür kann sie in ihren Referaten über ihre eigenen Lebenserfahrungen und -erkenntnisse berichten. "Sich rundum wohl fühlen", heisst ihre neue Lebensbejahung, und sie ist gern bereit, vor interessierten Menschen darüber zu reden. Informationen: Béatrice Baumgart, Postfach 158, 1580 Avenches.

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